Der Grund

Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 100.000 Rehkitze während der Silo- und Heumahd

Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch höher. Der Grund dafür ist das unglückliche Zusammenfallen der Brut- und Setzzeit und der ersten Grasschnitte für die Futterernte von Nutztieren.  

Nicht nur Rehe, sondern auch andere Tiere legen ihre Jungen in dieser Zeit zu Schutz vor Fressfeinden in den stark wachsenden Wiesenflächen ab.  

Doch warum sind Rehe besonders gefährdet?  


Zum Verhängnis wird ihnen ihr natürlicher Drückinstinkt. Eigentlich handelt es sich hierbei um eine äußerst sinnvolle Überlebensstrategie: Das Kitz drückt sich an den Boden und verharrt in dieser Position, egal welche Gefahr ihm droht. Dadurch, dass es in den ersten Wochen keinen Eigengeruch besitzt, ist es so vor Fressfeinden bestens geschützt. 
 

Bei der Mahd hat dieses angeborene Verhalten allerdings fatale Folgen. Denn besonders in den ersten Tagen seines Lebens bedeutet das Mähwerk in der Regel den sicheren Tod. Hinzu kommt, dass die Maschinen immer größer und schneller werden, so dass eine rechtzeitige Flucht oft nicht möglich ist.

Die Folgen eines Unfalls


Ein Mähunfall dieser Art ist ein traumatisches Erlebnis für jeden, der ihn erlebt. Doch nicht nur das – er kann auch großen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Bleibt der Unfall nämlich unentdeckt und das Gras wird wie gewohnt zu Futter weiterverarbeitet, droht dem Landwirt eine große Gefahr für seinen Betrieb: Botulismus. Hierbei handelt es sich um eine Vergiftung, die durch das Bakterium Clostridium Botulinum hervorgerufen wird. Nicht rechtzeitig erkannt, kann ein Befall mit dem Nervengift einen Landwirt seinen kompletten Bestand kosten.

Hinzu kommt noch eine rechtliche Komponente, die den Landwirt dazu verpflichtet, Maßnahmen zum Schutz der Rehkitze zu unternehmen. Bei Unterlassung können also empfindliche Strafen drohen.  

Unsere Arbeitsweise

Warum keine Drohne?

Warum Vergrämungsgeräte?

Warum wir es so tun, wie wir es tun

In den letzten Jahren entstehen immer mehr Vereine zum Schutz der Kitze – eine tolle Entwicklung. Die Drohne ist dabei zum Sinnbild der Rehkitzrettung geworden. Und das macht Sinn, denen sie erleichtert das eigentlich sehr mühsame und oft nicht zu verlässliche Durchlaufen der Wiesenflächen. Dank moderner Wärmebildtechnik kann der kleine Körper in den Flächen erkannt und effektiv gesichert werden. 

Wir vom Verein Kitzretter e.V. sind jedoch einen anderen Weg gegangen. Was bei uns als Übergangslösung im Jahr 2018 begann, entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu unserem Markenzeichen – das Arbeiten mit Vergrämungsgeräten. Heute, im Jahr 2021 sind wir Überzeugungstäter und gehen erstmalig mit über 500 Geräten an den Start – unsere Drohne haben wir hingegen pünktlich zum Start der Mahd verkauft. 

Warum wir uns gegen die Arbeit mit der Drohne entschieden haben

Menschlicher Kontakt:

Jeder Kitzrettungseinsatz ist einen Eingriff in die Natur. Natürlich ist dies im Vergleich zu einem grausamen Mähtod das geringere Übel, aber trotzdem besteht bei jedem Einsatz die Möglichkeit, dass sich der menschliche Geruch unbeabsichtigt auf das Kitz überträgt und die Ricke das Kitz danach nicht mehr annimmt. 

Kurzes Zeitfenster:

Bereits ohne weitere Einschränkungen sind die Einsätze häufig recht kurzfristig. Mit der Drohne kommt ein weiterer zeitlicher Faktor hinzu: Es kann nur geflogen werden, so lange es kühl ist. Wenn sich der Boden bereits aufgewärmt hat, ist das Kitz häufig nur noch schwer oder gar nicht mehr zu erkennen. Das bedeutet, dass in den frühen Morgenstunden geflogen werden muss. Hinzu kommt, dass die Fläche direkt im Anschluss gemäht werden muss – dies ist nicht immer logistisch möglich.  

Kosten:

Um einigermaßen effizient arbeiten zu können, benötigt man mehr als eine Drohne und eine Vielzahl an Akkus, denn in der Regel ist nach 15-20min Schluss. Dies ist mit hohen Anschaffungskosten verbunden.  

Großes Team benötigt:

Für einen erfolgreichen Einsatz benötigt man mindestens 4 Personen pro Drohnen-Team. Bei unserem riesigen Landkreis war dies keine praktikable Lösung.

Effizienz:

Trotz unermüdlichen Einsatz gibt es, wie man bei den vorangegangen Punkten sieht, viele Einschränkungen. Um dem stetig wachsenden Bedarf gerecht werden zu können und trotzdem gute Arbeit leisten zu können, mussten wir auf eine Methode zurückgreifen, die genauso schnell wachsen kann wie wir. 

 

Warum das Arbeiten mit Vergrämungsgeräten effizienter und vor allem natürlicher ist

Zeitlicher Aufwand:

Ein Vergrämungsgerät vom Typ KR01 deckt unter optimalen Voraussetzungen 3 Hektar Fläche ab. Diese sind natürlich nicht immer gegeben – trotzdem können bereits wenige Geräte eine Wiesenfläche effizient schützen.  

Kein Kontakt:

Wir sehen unsere Kundschaft nicht! Im Idealfall haben wir zu keinem Zeitpunkt Kontakt mit einem Rehkitz, denn die Ricke führt das Kitz in den Betriebspausen selber raus.  

Kosten + Einsetzbarkeit:

Die Anschaffungskosten sind deutlich niedriger als bei einer Drohne und mit einer kurzen Einweisung ist die Nutzung der Geräte auch für jeden möglich.  

Effizienz:

Wir haben die Möglichkeit, innerhalb kürzerer Zeit mit weniger Kosten und Manpower mehr Leute zu unterstützen.  

Vorbildfunktion:

Viele Landwirte, die anfangs mit uns zusammengearbeitet haben melden sich nicht mehr – und das freut uns. Immer mehr Landwirte schaffen sich die Geräte nämlich selber an. Dies ermöglicht uns wiederum, die Leihgeräte immer wieder neuen Leuten zur Verfügung stellen zu können. 

Unsere Ausrüstung

Das Vergrämungsgerät

Der KR01 arbeitet mit optischen und akustischen Signalen. Das Gerät läuft in unregelmäßigen Abständen und Intervallen, um einen Gewöhnungseffekt zu verhindern. Außerdem gibt es immer wieder längere Ruhepausen, die es der Ricke ermöglichen, in die Fläche zu gehen und ihr Kitz zu sichern.

Mehr Informationen zum KR01 finden Sie auf der Seite des Herstellers Naturtech Oberland.

Aber funktioniert das Vergrämungsgerät wirklich?


Nach drei erfolgreichen Mahden mit unseren Vergrämungsgeräten können wir aus voller Überzeugung sagen, ja! Natürlich gibt es verschiedenen Dinge, die es zu beachten gilt und auch dieses Gerät ist kein Wundermittel sondern besitzt Grenzen.

Mehr dazu: Unser Service

Was uns sonst noch überzeugt hat


Wir persönlich halten das Gerät für das Beste auf dem Markt und das hat mehrere Gründe:

  • Es wurde aus der Praxis heraus entwickelt.
  • Es wird seit 12 Jahren erfolgreich eingesetzt und stetig optimiert.
  • Und nicht zuletzt: Obwohl es so lange erfolgreich am Markt ist, wurde es nicht kommerzialisiert, sondern es wird weiterhin in Handarbeit gemeinsam mit regionalen Firmen und den Oberland-Werkstätten GmbH für Menschen mit Behinderungen hergestellt.

Weitere Hilfsmittel: Die Handwärmebildkamera

Wie bereits erwähnt, stößt auch der KR01 irgendwann an seine Grenzen. Durch unsere jahrelange Erfahrung können wir viele dieser Gefahrenstellen bereits im Voraus vorhersagen und reagieren. Auf diesen Flächen verfolgen nach dem Steckeinsatz zusätzliche Kontrollen mit Wärmebildkameras.

Hierfür nutzen wir allerdings keine Drohne sondern Handwärmebildkameras. Der Verein selbst besitzt inzwischen drei Keiler 35 pro der Firma Liemke.

Der Vorteil ist, dass durch das Adaptieren dieser Technik auch viele Jagdausübenden selbst in der Lage sind, die morgendliche Nachkontrolle bei einem Steckeinsatz vorzunehmen.

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